Leinenstoffe gehören zu den ältesten Geweben überhaupt. Historische Funde sind teilweise mehr als 30’000 Jahre alt. Allein die Tatsache, dass einige Gewebereste über eine derart lange Zeit erhalten blieben, ist ein Beleg für die Robustheit dieser Pflanzenfaser aus Flachs. Obwohl heute zahlreiche Textilfasern und Materialien zur Verfügung stehen, zählt Leinen aufgrund seiner positiven Eigenschaften stets zu den hochwertigen und begehrten Stoffen.
In diesem Beitrag lernen Sie von uns das 1 x 1 rund um Leinenstoffe. Viel Spass beim Lesen!
Die lange Geschichte der Stoffe aus Leinen
Ihren Höhepunkt hatten Leinenstoffe in Europa vom Mittelalter bis zur Kolonialzeit. Neben Wolle von Schafen und anderen Tieren waren sie lange Zeit die einzigen Fasern, die sich zu einer Weiterverarbeitung durch Spinnen und Weben eigneten. Gegenüber der tierischen Wolle weisen Leinenstoffe zahlreiche Vorteile auf und gelten daher traditionell als wertvoll.
Erst mit der regelmässigen Einfuhr von Baumwolle insbesondere aus Indien und von den amerikanischen Kontinenten begann diese gegen Ende des 18. Jahrhunderts langsam, den Leinen in Teilen Europas abzulösen. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängte Baumwolle den hochwertigen Leinen aufgrund der preisgünstigen Importe und der Pflegeleichtigkeit weitgehend. Heute gehören die traditionsreichen, vollständig aus Flachsfasern hergestellten Stoffe daher zu den exklusiven Geweben.
Eine interessante Kombination aus Baumwolle und Leinen bildet Halbleinen. Das Material vereint die Vorzüge beider Pflanzenfasern. Echtes Halbleinen besteht zu mindestens 40 Prozent aus Leinen und darüber hinaus aus Baumwolle.
Woher kommt das Leinen?
Leinenstoffe entstehen aus Flachsfasern. Flachs-Pflanzen gelten allgemein als anspruchslos, benötigen zum Gedeihen aber ein mildes Klima und Wasser. Hauptanbaugebiete sind daher traditionell die Küstenzonen entlang des Atlantischen Ozeans in Europa. Weitere Anbaugebiete befinden sich in Osteuropa. Heute erfolgt der Anbau von Flachs vorwiegend in:
- China
- Frankreich
- Belgien
- Russland
- Weissrussland
- der Ukraine
Besonders hochwertig ist Leinen aus den Küstenregionen. Die Gewinnung der Leinenfasern aus dem Flachs erfordert einen hohen Aufwand. Mehrere Arbeitsschritte sind notwendig, um die Leinenfaser aus dem Flachs zu gewinnen und in spinnfähiges Material zu verwandeln. Im Vergleich zur Baumwolle ist die Gewinnung der Flachsfasern zwar umweltfreundlicher, aber etwa doppelt so teuer.
Leinenstoffe und ihre besonderen Eigenschaften
Leinen hat eigentlich nur eine negative Eigenschaft. Er ist nicht elastisch und neigt daher stark zum Knittern. Dafür ist das Material seit jeher bekannt. Dem stehen jedoch viele Vorteile gegenüber, die dem Leinen seine Besonderheit verleihen. Die Naturfaser fühlt sich auf der Haut angenehm weich und glatt an. Da die langen Flachsfasern nur wenig Luft einschliessen, erzeugen die daraus bestehenden Stoffe einen angenehm kühlenden Effekt auf der Haut. Daher eignen sie sich besonders für Sommerkleidung. Trotzdem wärmt Kleidung aus Leinen auch bei kühlen Temperaturen. Leinen weist zudem weitere positive Eigenschaften auf, unter anderem sind die Stoffe:
- Reissfest
- Robust
- Langlebig
- Bakterizid
- Antistatisch
- Atmungsaktiv
- Schmutzresistent
- Umweltfreundlich
- besonders nachhaltig
Leinen leitet Feuchtigkeit ab und neigt nicht zur Flusenbildung. Aufgrund all dieser Vorzüge dienen Stoffe aus Leinen traditionell zur Herstellung von:
- Kleidung
- Tischwäsche
- Geschirrtüchern
- Vorhängen
- Bettwäsche
Eine weitere Besonderheit des Leinens besteht darin, dass sich seine Qualität wie die eines guten Weins mit der Zeit verbessert. Je älter der Stoff ist und je häufiger er getragen und gewaschen wird, umso geschmeidiger und glatter wird er. Neuer Leinenstoff weist eine leicht raue Oberfläche auf. Er kann daher beim erstmaligen Tragen auf der Haut kratzen. Bei Interesse freuen wir uns auch über einen Besuch im Weisbrod Online Shop, bei dem Sie unter anderem auch tolle Leinenstoffe finden.
Leinenstoffe richtig verarbeiten
Stoff aus Leinen sollten Sie vor dem Nähen ein- oder zweimal waschen und trocknen. Damit gewährleisten Sie, dass Ihr fertiges Kleidungsstück, die Gardine oder der Bettbezug nicht einläuft. Der Zuschnitt erfolgt mit Rücksicht auf ein Muster im Fadenlauf entlang der Webkante. Im Fall der klassischen Leinwandbindung ist es einfach, dem Faden zu folgen. Der Umgang mit Kopierpapier beim Zuschnitt sollte vorsichtig erfolgen, damit die Farbe später nicht auf die rechte Stoffseite durchscheint. Zum Nähen feiner Leinenstoffe eignet sich eine entsprechend feine Nadel der Stärke 70 oder 80. Für grob gewebten Leinenstoff ist Nadelstärke 90 die richtige Wahl. Zum Nähen dient ausser dem Polyester-Garn. Feines Leinen sollten Sie mit kleinen, etwa zwei Millimeter langen Stichen nähen, grobes mit einer Stichlänge von drei Millimetern.
So haben Sie lange Freude an Textilien aus Leinen
Bei richtiger Pflege wird Leinen mit zunehmendem Alter immer weicher und geschmeidiger. Um das zu gewährleisten, dürfen die feinen Fasern jedoch beim Waschen und Trocknen nicht zerstört werden. Die Wäsche sollte mit der linken Stoffseite nach aussen oder in einem Wäschebeutel bei einer Temperatur von höchstens 40 Grad Celsius erfolgen. Optimal zum Schutz der Fasern ist der Schonwaschgang. Damit farbige Leinenstoffe nicht ausbleichen, sollten sie ein Feinwaschmittel verwenden. Zudem sollten Sie Leinen nicht oder nur leicht schleudern, um ein starkes Knittern zu vermeiden.
Zum Trocknen des Leinens eignet sich der elektrische Wäschetrockner nicht. Die Bewegung in heisser, trockener Luft würde die empfindlichen Fasern zerstören. Im Idealfall hängen Sie Textilien aus Leinen nass auf einer Wäscheleine oder an einem Kleiderbügel auf und lassen sie an der Luft trocknen. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Textilien vor dem Trocknen in Form zu ziehen. Möchten Sie die Knitterfalten beim Bügeln entfernen, sollten Sie Kleidung und Wäsche aus Leinen in einem noch weitgehend nassen Zustand sowie mit viel Dampf auf beiden Seiten bügeln.
Knitterfalten sind bei Textilien aus Leinen fast unvermeidbar. Je dicker und stärker strukturiert das Gewebe ist, umso weniger neigt es jedoch zur Faltenbildung. Die aktuelle Mode sieht kein Problem in dieser natürlichen Eigenschaft des feinen und nachhaltigen Stoffes. Sie bezieht die Falten einfach in das Design ein. Einige Stoffe erhalten sogar eine spezielle Behandlung, um den Knitterlook dauerhaft zu gewährleisten. Betrachten Sie ihn doch einfach als das spezielle Markenzeichen dieser exklusiven Stoffe.