Im Stoffladen lockt die ewige Versuchung: Ein herrliches Stück gemusterte Seide für ein ganz besonderes Nähprojekt, fester Baumwollstoff für diverse Heimtextilien oder weiche Wolle für den nächsten Winter. Hobby-SchneiderInnen kennen die vielen Inspirationen, die sie in Form von Stoffen aus dem Laden nach Hause tragen.

Doch häufig lässt sich die geniale Idee nicht sofort umsetzen. Die Zeit fehlt oder andere Aufgaben sind dringender. Auf diese Weise legen sich viele Näh-Enthusiasten ansehnliche Stoffvorräte an. Wie Sie diese in Ordnung halten und lästiges Suchen vermeiden, ist das Thema dieses Artikels.

Erkennen Sie Ihren persönlichen Bedarf für die Stoffaufbewahrung

Die Ordnung im Stoffregal ähnelt eher dem System einer Werkstatt oder gar Fabrik statt dem eines Kleiderschranks. Was mit Unterwäsche, Hosen und Kleidern funktioniert, ist für Meterwaren und Nähgarne nicht unbedingt geeignet. Deshalb empfiehlt sich eine gründliche Analyse des eigenen Verhaltens, bevor Sie mit dem Aufräumen beginnen. Um sich Ihrer individuellen Vorgehensweise zu nähern, stellen Sie sich folgende Fragen – und beantworten Sie sie ehrlich:

  • Wie häufig arbeiten Sie mit Ihren Stoffen? Die für Sie sinnvollste Stoffaufbewahrung hängt wesentlich von Ihrer „Nähfrequenz“ ab. Arbeiten Sie täglich mit Meterwaren, liegen diese am besten griffbereit. Bei weniger regelmässigen Nähprojekten verstauen Sie Ihr Material lieber staubfrei in Schränken oder Kisten.
  • Wie viel Platz haben Sie? Wie viele Meterwaren und Zubehör? An einer freien Wand im Schlafzimmer lässt sich weniger unterbringen als in der eigens eingerichteten Nähstube. Doch brauchen Sie überhaupt all den Vorrat, den Sie angesammelt haben?
  • Gibt es in Ihrem Haushalt Haustiere, Raucher oder kleine Kinder? Im praktischen Regal ist der Zugriff auf die gewünschten Meterwaren einfach. Um die Textilien optimal vor Tierhaaren, unangenehmen Gerüchen und fettigen Fingern zu schützen, kann das Verstauen hinter geschlossenen Schranktüren jedoch nötig sein.
  • Was machen Sie mit Ihren Stoffresten? Stoffreste direkt zu entsorgen ist einfach, oft aber schade. Kleine Nähprojekte wie Wattepads aus Jersey, Lätzchen aus Frottee oder – ganz aktuell – Mund-Nasen-Schutz aus Baumwolle vermeiden Müll. Auch sie verlangen nach einer cleveren Lösung für die Aufbewahrung.
  • Wie gross ist Ihr Stofflager im Verhältnis zu Ihren aktiven Nähprojekten? Viele Nähenthusiasten werden sich von dieser Frage provoziert fühlen. Dahinter steckt Absicht. Die meisten kennen das Problem: Die Lust, herrliche Stoffe zu kaufen ist oft grösser als die zum Nähen zur Verfügung stehende Zeit. Dabei ist der Schlüssel zur Ordnung im Nähzimmer die Beschränkung auf die Meterwaren, die für eine überschaubare Anzahl Nähprojekte gebraucht werden.

Aufbewahrung von Stoffen: Die besten Tipps

Sobald Sie sich über Ihr Nähverhalten im Klaren sind, fällt die Auswahl des passenden Systems leichter. Auch bei der Stoffaufbewahrung führen viele Wege zum Ziel. Den für Sie richtigen stellen Sie sich am besten selbst aus einigen Tipps zusammen.

  1. Nach Stoffart und Farbe sortieren. Grundsätzlich schwören SchneiderInnen auf die Anordnung von Meterwaren nach Qualität und Farbe. Sowohl professionelle als auch Freizeit-NäherInnen folgen damit der Logik eines Stoffladens. Auf diese Weise sind Fleece-Stoffe für die kalte Jahreszeit oder dünne Jerseys für den Sommer schnell zur Hand.
  2. Falten und sichtbar stapeln. Einen guten Überblick bietet die Methode, Stoffstücke auf einheitliche Grösse zu falten und sichtbar im Regal zu stapeln. Auch hier lassen sich gleiche Stoffarten ins gleiche Fach legen und damit optisch kategorisieren. Das funktioniert vor allem für diejenigen, denen der nötige Platz zur Verfügung steht und die sehr häufig nähen. Regelmässiges Staubsaugen und -wischen ist dabei ratsam.
  3. Auf Pappe ziehen. Ordnung zur Perfektion schafft das Arbeiten mit sogenannten Comic Book Backer Boards. Das sind rechteckige Pappstücke, die ursprünglich für die Aufbewahrung von Comic-Heften erfunden wurden. Stoffbesitzer falten ihre Stücke um diese einheitlichen Pappen. Damit lassen Sie sich wie Bücher ins Regal oder in durchsichtige Plastikkisten stellen.
  4. Aufrecht in Kisten anordnen. Transparente Aufbewahrungsboxen bieten den Vorteil, dass Ihre Meterwaren vor Staub und Schmutz geschützt sind. Unter Umständen sind hier aber nicht alle Stücke sichtbar. Deshalb können Sie entweder Ihre Meterwaren wie oben auf Pappe ziehen und vertikal einsortieren. Oder Sie rollen die Stücke in einer Länge, die der Höhe Ihrer Kiste entspricht. Dann lassen sich die „Stoffwürste“ aufrecht hineinstellen. Beschriften Sie Ihre Kisten am besten mit Etiketten.
  5. Körbe und Schubladen passend einrichten. Kleine Stoffreste verlangen meist wenig Platz. Ein cleveres System zum Sortieren erleichtert dabei die Arbeit mit ihnen. Deshalb sind Reste der gleichen Stoffart und eventuell Farbe gut in Körbchen oder unterteilten Schubladen aufgehoben. Hier nehmen Sie einfach die passende Box zur Hand und wählen aus den zur Verfügung stehenden Resten aus.

Inspiration bei den Profis im Stoffladen – Schauen Sie sich die besten Tricks ab

Beim Besuch im Stoffladen Ihres Vertrauens bekommen Sie die beste Beratung. Lassen Sie vor Ort auch gleich den Blick schweifen. Denn bei der professionellen Arbeit von Stoffen können Sie sich vom Stoffhändler inspirieren lassen. Dabei kennen die Fachleute nicht nur die besten Aufbewahrungssysteme. Sie wissen oft auch, wie sich ein Stofflager sowohl ordentlich als auch hübsch einrichten lässt. Manche Stoffläden verfügen entweder über ihre eigene Nähstube oder bieten Nähkurse in eigener Werkstatt an. Da lohnt es sich, den Profis über die Schulter zu schauen. Immerhin muss die Einrichtung für die Näharbeit hier täglich gut funktionieren. Manch ein Fachberater im Stoffladen wird Ihnen gern auch persönliche Tipps geben. Denn mit Ihrer Herausforderung des umfangreichen Stoffvorrates sind Sie nicht allein.